Bonobo vermisst

Als ich ein junger Mann war, versuchte ich mich als Wildtierdompteur. Ich hielt mir eine Gruppe Bonobos, bestehend aus einigen jüngeren und älteren Tieren.
Das Alphamännchen gewöhnte ich an das Tragen lässiger Beinkleider mit Mütze und Golfschläger. Um die Attraktion perfekt zu machen, konditionierte ich es obendrein auf ein spezielles Verhalten, das Schaulustige in ihren Bann ziehen und ihre Spendierfreudigkeit erhöhen sollte.
Wenn ich es also zu angebrachter Zeit der Beinkleider entledigte, es ein Toupet aus frischen gelben Bananenschalen verpasste und dazu ein Glöckchen bimmelte, veranstaltete es einen herben Tumult, der die Weibchen der Gruppe dazu veranlasste, es billigen Sex anzubieten, damit wieder Ruhe einkehrte. Danach begab es sich euphorisch beglückt an einen prominenten Standort, beprahlte sich selber mit affigen Worten, bevor es in die Knie ging und den Inhalt seines Darms in die hohle Hand entleerte und Umstehende mit Scheiße beschmiss.

Meine erste öffentliche Darbietung plante ich im Hamburger Hafen.
Leider ist mir dabei die gesamte Horde ausgebüxt und wahrscheinlich als blinde Passagiere auf einem Schiff nach Übersee entkommen, und ich vermisse sie sehr.
Bevor nun jedermann glaubt, er müsse mir irgendeinen unbeliebten Affen zusenden, überprüfe er diesen bitte zuvor sorgfältig auf dessen Konditionierung.

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© Niekalt Verlag, Bernard Glasa