Wissen um Gefühle

Das „Wissen um Gefühle“ definiere ich, der Autor, als einen Aspekt der menschlichen kognitiven und intellektuellen Eigenschaften, der sich bewusst und zielgerichtet beobachten, benutzen, erforschen und beschreiben lässt. Literarisch lässt sich das „Wissen um Gefühle“ kreativ in Bilder, Geschehnisse und Handlungen einbinden und damit in einem modernen Märchen fantasievoll gestalterisch einsetzen. Die Bandbreite an erlebten Gefühlen – von himmelhoch jauchzend bis hin zu trübsinnig traurig – ermöglicht es, das „Wissen um Gefühle“ als Spezies zu betrachten, in deren gedachten Individuen und Kollektiven sich verschiedene menschliche Erlebniszustände spiegelnd projizieren lassen. 

 

Geschickte Hinterfragung ermöglicht experimentell im Eigenversuch empirisch zu erproben, wie es sich mit dem „Wissen um Gefühle“ in unterschiedlichen Erlebnismomenten verhält. Damit begründe ich, der Autor, die Aufforderung zum Selbstversuch.

 

 

Beispiele aus „Wissen um Gefühle“ für eine empirische Betrachtung

 

„Und es war, was ich zuließ, weil ich es zuließ: Das Wissen um meine Gefühle! …“

Wird das „Wissen um Gefühle“ durch bewusstes Zulassen betrachtbar?

 

„Ihr Anteilnehmen, ihr Wundern, ihr Lernen und Verstehen und ihre natürliche Freude daran vermitteln sie (das „Wissen um Gefühle“) … auf sympathischste Weise. …“

Unterstützt das bewusste Betrachten des „Wissen um Gefühle“ Lernen und Verstehen und fördert es die Entwicklung von Empathie? Belohnt es natürlich durch Freude am erfolgreichen Erkenntnisgewinn?

 

„Aber sie (das „Wissen um Gefühle“) sind so wunderbar angepasst an das Bunt eurer Träume, dass ihr sie vielleicht nicht wahrnehmt, obwohl ihr schon auf ihnen herumtrampelt. …“

Führt die Ignoranz des „Wissen um Gefühle“ zu gleichgültigem und verletzlichem Handeln?

 

„Da stieß er auch schon sachte die Glasalein (das „Wissen um Gefühle“) zur Seite, …“

Lässt sich das „Wissen um Gefühle“ beiseite schieben, um z.B. Vorteile zu erhaschen?

 

„Und das dauerhafte Leiden des Wissens um Gefühle ist der schlimmstmögliche Supergau, den man sich überhaupt vorstellen kann. …“

Führt beständige Bedrängung des „Wissen um Gefühle“ im Geiste eines Menschen zu seelischem Leid, das sich in Hass und Gewalt entladen kann?

 

Kann das Wissen um Gefühle wie reife Früchte in den Bäumen hängen (die Seele baumeln lassen)?

 

Kann im Leiden die Beschäftigung mit dem Wissen um Gefühle einen Schutzraum formen (in der Kontemplation)? Und kann es einen so durch schwere Gezeiten geleiten?

 

Lässt sich das Wissen um Gefühle gegen seine Natur verfüttern und erkrankt es daran?

 

Kann es belustigende Momente erschaffen (freudige Albernheit)? Kann es mit erzählerischer Kunst Ablenkung verschaffen und Geschehnisse ihren vielversprechenden Lauf nehmen lassen?

 

Und vieles mehr.

 

 

Drei Aspekte von Persönlichkeit boten sich mir dar im Zuge der Abarbeitung meiner Traumabewältigung. 

Jemand, der sich durchs reale Leben schlägt, gebeutelt von der zermürbenden Anstrengung einer durchzustehenden Depression, einsam, verloren, ängstlich, aber besonnen auf der Suche nach intellektuellen und emotionalen Antworten (ein bewusst denkendes Ich).

Ein zunächst kaum wahrzunehmendes Kind in mir, genauso verloren und hilflos, ebenfalls ein Sucher, mitfühlend, zuversichtlich, tatkräftig und forschend interessiert.

Ein mürrischer, zorniger, heimlicher Akteur, der mit oberflächlichen und unausgegorenen Versuchen vergeblich Linderung und Besserung zu erschaffen versucht (im Handeln zugunsten von Emotionen ein Spiegelbild erstgenannter Persönlichkeit).

Die Idee zu genau dieser Geschichte reifte in mir, nachdem ich gemeinsam mit Kindern „Die unendliche Geschichte“ Michael Endes im Fernsehen gesehen hatte (Das Buch las ich erst später). Ich erkannte, dass das Bild vom trauernden Kind, das im Buch seine eigene Geschichte liest, weitergedacht werden kann, indem man folgende Frage verfolgt:

Was macht Bastian in Wirklichkeit, was so ist, wie das Lesen in einem Buch, das sich beim Lesen selber schreibt und in dem er seine eigene Geschichte liest?

Die Antwort, die ich fand: Er nimmt das Wissen um seine Gefühle zur Kenntnis.

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© Niekalt Verlag, Bernard Glasa