Interpretationsvorschläge

Contact

Science fiction, 1997, Robert Zemeckis, mit Jodie Foster

 

Das Trauma Elleanors ist nach dem frühen Tod ihrer Mutter der Tod ihres Vaters, für den sie sich mitverantwortlich fühlt. Die Tochter erlebt daraufhin über viele Jahre hinweg etwas, das so ist, als versuchte sie Kontakt in ein fremdes Universum aufzunehmen. Freunde helfen ihr dabei. Ein erster Versuch schlägt fehl, ein „Teufel“ macht es zunichte. Schließlich gelingt es ihr doch. Sie macht eine turbulente Achterbahnfahrt durch die Galaxien (in ihrem Geist), gelangt an einen fernen Ort, trifft dort ihren verstorbenen Vater, nimmt Abschied, lässt los und kommt zu der Erkenntnis: Es ist alles eine Illusion. Außerdem stellt sie ein deutlich verändertes Zeitgefühl fest.

 

 

 

Star Trek V „Am Rande des Universums“

Science fiction, 1989, William Shatner

 

Sybok, der wie ein Schamane oder Priester den Schmerz der Leidenden teilt, kapert Captain Kirks Raumschiff Enterprise samt Besatzung. Ziel ist die Überwindung einer Barriere um ein mythisches Paradies zu finden. 

Mr. Spock und Dr. McCoy werden mit ihren Traumata konfrontiert: Mr. Spock fühlt sich von seinem Vater zu wenig respektiert und geliebt, Dr. McCoy leidet unter Schuldgefühlen, weil er bei seinem Vater Sterbehilfe leistete, wenig später jedoch erfahren musste, dass ein Heilmittel gegen die Krankheit gefunden wurde.

Nach Überwindung der Barriere und im vermeintlichen Paradies angekommen, erscheint Gott. Dieser erwartet die Übergabe des Raumschiffs, um auch in andere Galaxien eindringen zu können. 

Captain Kirk wird stutzig und fragt: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“

Mr. Spock und die anderen schließen sich dem an. 

Nun erkennt auch Sybok seinen Irrtum und seine Schuld und wendet sich gegen Gott. Das ermöglicht den anderen die Flucht aus dieser Gefühlswelt.

Interpretation: Sybok kapert das Raumschiff. Gemeint ist das Raumschiff aller Freundschaften und Bekanntschaften in der Gedankenwelt eines Individuums. 

Es muss eine Barriere überwunden werden. Gemeint ist eine Hemmschwelle in der Gedankenwelt dieses Individuums. 

Man macht sich auf die Suche nach dem Mittelpunkt der Welt. Gemeint ist die Suche nach Gott. 

Wozu braucht Gott ein Raumschiff? 

Erkenntnis: Warum muss Gott in einer fremden Gedankenwelt ein Chaos anrichten, um mit meiner in Kontakt zu treten?

 

 

 

Oben

Animationsfilm, Pixar/Disney, 2009

 

Carl Fredricksen, inzwischen ein Greis, hat seine Frau verloren und wird wohl bald auch sein Heim verlieren. Er beschließt, mithilfe von Luftballons sich und sein Heim zu einem Paradies zu retten und dort das Ende abzuwarten. Doch es kommt anders. Russell, ein Kind, tritt in sein Leben, und gemeinsam stellen sie sich in einem turbulenten Abenteuer Charles Muntz (Carls Alter Ego), einem vergrämten früheren Idol Carls, der entschlossen einem seltenen Tier nachjagt, um sich der Welt zu beweisen. Carl und das Kind Russell werden das verhindern.

 

 

 

 

Monster-AG

Animationsfilm, Pixar/Disney, 2001

 

Aus einer Monstergefühlswelt heraus werden Gruselgestalten durch Türen in die Welt der Menschenkinder gesandt, um ihnen das Fürchten zu lehren. Doch dann gelingt es einem neugierigen, unbekümmerten Kind, sich an den Gesandten zu heften und für Verwirrung und Unordnung in dessen (Fantasie-) Welt zu stiften.

 

 

 

Star Wars

George Lukas, USA

 

Die tragenden Figuren sind Darth Vader (klingt nach „Dark Father“, die Vaterfigur, die inzwischen der dunklen Seite der Macht verfallen ist), Luke Skywalker (Himmelsspaziergänger, Träumer, der Sohn, das Kind). 

Es heißt: „Früher ist Darth Vader auch ein Skywalker gewesen.“ 

Der Vater war einst auch ein Träumer, kindlich vergnügt. Ein traumatisches Ereignis hat sein Seelenleben verdunkelt. 

Es gibt „die Macht, die dich umgibt“, personifiziert in den Jedi, einer spirituell-religiösen Institution, und den immer währenden Kampf zwischen Gut und Böse.

 

 

 

„Die Trauer machte mir meine Bewusstheit am merklichsten bewusst. Sie war mir wie eine schleichende, jedoch unaufhaltsam fortschreitende Infizierung, die alle sympathischen, genießbaren, stimulierenden und geschätzten Gedanken, Ideen und Fantasien bis zur Unansehnlichkeit verpestete und mit der Zeit nur noch verwirrende, abstoßende, unpersönliche, teuflisch bedrückende und vernichtend schädliche Innenansichten meines Selbst zurückzulassen schien. Eine dunkle Märchenwelt ohne Licht. Indem ich mir eines kindlichen Aspekts meiner eigenen Persönlichkeit bewusst wurde und diesem bewusst beistand, gelang es mir, die Trauer zu überwinden und loszulassen.“

Bernard Glasa

Diese Interpretationsvorschläge sollen dir veranschaulichen, dass Märchen und fantastische Geschichten nicht aus dem Nichts heraus erdacht werden, sondern in realen Ereignissen ihren Ursprung haben, die sich in abstrakte emotionale Erfahrungswelten fantasievoll spiegeln. Bedenke, dass so manche Geschichte, die man heute als Mythos bezeichnet, einst Ausdruck von Religion war und dass erlebte Spiritualität in Geschichten überliefert und in Ritualen gefestigt und gefeiert wird.

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© Niekalt Verlag, Bernard Glasa