Elliot, der Drache

Elliot, der Drache (Pete’s Dragon)
Disney, USA
Herausgebracht 2016
103 Minuten


gedacht, um dir eine mögliche Quelle des Entstehens einer solchen Geschichte zu erläutern

 


Stell dir vor, dir widerfährt ein schrecklich trauriges Ereignis. Erst nach sechs Jahren werden dir die Auswirkungen dessen in deiner Psyche selber bewusst und du möchtest dagegen etwas unternehmen. Du spürst, dass du Hilfe brauchen wirst, dass du dich jemandem anvertrauen musst, um dich den emotionalen Schrecken, die dir bevorstehen, stellen zu können und sie erfolgreich zu verarbeiten.

Könnte das, was du in dir von diesem Zeitpunkt an erlebst, wenn du die zurückliegenden sechs Jahre und die zukünftigen bis zur Bewältigung betrachtest, vielleicht wie folgt beschrieben werden?

 


Es ist, als existierte in mir ein Kind, das sechs Jahre allein in einer spirituell inspirierenden Naturlandschaft überlebt hat. Es ist, als würde ein Drache, der dort lebte und unsichtbar war, sich mitfühlend zu erkennen geben. Es ist, als spürte der Drache die Verlorenheit, Einsamkeit und Traurigkeit dieses Kindes. Und es ist, als verspürte das Kind im Gemüt des Drachens Mitgefühl, Güte und Verständnis.
Sie würden Freunde werden.
Und wenn sie sich unbeobachtet fühlten und gemeinsam spielten und tollten und sich dabei frei fühlten, wie die Vögel am Himmel, dann wär es, als steigerten sie sich in diese Euphorie, so dass sie selber gemeinsam flögen auf einer Welle tief empfundener Verbundenheit und Freundschaft.


Dann wird es, als zwinge es das Kind zur Rückkehr in die Welt der Menschen. Es wird, als erinnere sich ein großväterlicher Freund an die Herausforderung und den Zauber solch schmerzhafter Abenteuer. Es wird, als begännen andere die Besonderheit des Kindes und die Existenz des Drachens zu schauen. Aber es wird auch, als wären die Interessen mancher dieser Menschen böse.

 

Es wird, als bedrohten sie den natürlichen Lebensraum des freundlichen und gutmütigen Drachens. Es wird, als sähen sie in ihm nur ein spektakuläres Ausstellungsstück statt ein freiheitsliebendes Wesen. Es wird, als würde der Drache – eingeschüchtert und frustriert – aggressiv.

 

Nun braucht der Drache Hilfe von wahren Freunden.

 

Es wird, als müssten diese Freunde, die die Wahrheit schauen, den Drachen gemeinsam vor seinen Feinden erretten. Es wird, als sei es fast aussichtslos.

 

Aber es gelingt, weil das Kind und seine Freunde daran glauben und weil sie zusammen stark sind.

 

Das Kind gehört wieder in die Welt der Menschen. Der bisherige Lebensraum des Drachens ist jedoch bedroht. Aus Gründen der Sicherheit und zum Wohle der Unversehrtheit des Drachens müssen Drachen und Kind Abschied nehmen voneinander. Der Abschied ist herzzerreißend.

 

Eine derartige Freundschaft erlischt jedoch nie. Und in Momenten der Einkehr, der Muße und des Glücks begegnen sich der Drache und das Kind, wenn die Umstände es erlauben. Selbst wenn das Kind längst zum Greis geworden ist.

 


Kannst du die oben gestellte Frage mit „Ja!“ beantworten, handelt es sich bei diesem Märchen um eine erlebte Geschichte. Nur wörtlich nehmen darfst du sie eben nicht.

 

 

Ein schönes Detail: Mancher hat in seiner Trauer einen besonderen Freund. Dieser könnte ein treuer Hund sein. Geht man mit ihm in der Natur spazieren, entspannt sich dabei und lässt seiner Fantasie freien Lauf, könnte in der emotionalen Reflexion aus der Beziehung zu diesem treuen Freund ein verzauberter Drache entstehen, der wie aus der Unsichtbarkeit auftaucht. Und manchmal ist’s, als ließe diese Beziehung sie gemeinsam fliegen.

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