Die unendliche Geschichte

Wolfgang Petersen interpretiert in diesem Fantasieabenteuer filmisch die erste Hälfte des gleichnamigen Romans von Michael Ende

Erschienen 1984

Spieldauer 97 Minuten

 

 

 

Der zehnjährige Bastian, der sich einfühlsam und leidenschaftlich gern in Fantasiegeschichten verliert, betrauert leidvoll den Tod seiner geliebten Mutter und fühlt sich ohnmächtig Bosheiten ausgesetzt. Bei seiner Flucht an einen Schauplatz atemberaubender Erlebnisgeschichten, dem Antiquariat, macht Bastian die Bekanntschaft mit dem mürrischen Literatursachkundigen Koreander, der ihn auf die Besonderheit des Lesens eines für jedermann einzigartigen Buches aufmerksam macht, das dem Lesenden das geheimste Wissen über sein Seelenleben und seine quälendsten Leiden offenbart. Auf einem Dachboden und in seinen Gedanken beginnt Bastian das bedeutungsvollste Abenteuer seines Lebens, indem er in sich liest.

 

 

Im imaginären Zentrum all seiner Gefühlswelten, dem Elfenbeinturm, ist die Personifizierung seiner Fähigkeit zum freudigen Leben und unbeschwerten Lieben, die Kindliche Kaiserin, lebensgefährlich erkrankt, verursacht durch ein Nichts, das wie eine zurückgebliebene Leere (Depression) alle freudvolle Fantasie in ihm auszulöschen droht. Indem Bastian bewusst, leidenschaftlich und hingebungsvoll die Abenteuer seines Fantasiekindes und Kriegers Atréju, der die Waffen abgelegt hat und allein auf die große Suche geht, miterlebt, lernt er, dass er der Kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben muss, um die Mutterliebe loszulassen und so sein Verlusttrauma zu überwinden. 

 

Dabei durchsteht der verunsicherte und ängstliche Bastian gemeinsam mit dem tapferen Kind in ihm das Fehlschlagen der Suche in der Wüste gescheiterter Hoffnungen, den Verlust von Geliebtem in den Sümpfen der Traurigkeit und die Errettung aus Not durch Freundschaften, die wie der Schutz eines zauberhaften, fliegenden Drachens anmuten und ihn überallhin tragen können. Er erkennt, dass Hoffen, Sehnen und Wünschen wie ein Glaube einen Weg weisen können und dass er nicht der ist, für den er sich hält und der doch in ihm steckt und der tapfer dem Streben des Bösen nach Macht in ihm standhält.

 

 

Das alles verleiht seinem Sein einen tieferen Sinn und eine stabile, ausgeglichene Identität. Bastian liest in dem Buch, das sich beim Lesen für ihn selber schreibt, seine höchsteigene Geschichte und findet zu einem abenteuerlichen, lebhaften Frieden.

Das Buch in seiner beschreibenden Komplexität ist ein bedeutendes Vorbild für die gesamte moderne erzählende Kunst. Das Nichts findet sich als zerfallende Gefühlswelten in „Alles steht Kopf“, das imaginäre Kind in vielen anderen Geschichten (Monster AG, Oben etc.). Die Geschichte ist vielleicht die bedeutendste für das Beschreiben eines Leidenswegs zum Seelenheil ohne göttliches Zutun.

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© Niekalt Verlag, Bernard Glasa